2-11. Szene Gasse
in der Vorstadt
Zwei Wachmänner, Menge von
Proletariern (vier Frauen, fünf Männer, alte Frau, Rufe), Greisler / besser
gekleidete Frau
Vor einem Greislerladen eine Menge von
Proletariern angestellt. Wachleute halten Ordnung. Eine große Tafel »Brot
ausverkauft« wird angebracht. Die Menge bleibt stehen.
Ein Wachmann:
Sechts denn net, daß ausverkauft is?
Eine aus der Menge: Jetzt steh i seit zwa Uhr in der Nacht!
Zweiter Wachmann: Gehn Sie auseinander!
Eine zweite Frau: Ist das eine Gerechtigkeit? Acht Stunden steht
unsereins da und jetzt haßts ausverkauft!!
Ein Mann: Hauts
eahms G'wölb ein!
Ein Zweiter:
Jo! Trau di! Wannst ihn jetzt fragst, ob er a Brot hat, haut er dir schon a
Watschen herunter, daß d' den Stephansturm für a Salzstangl anschaust.
Dritte Frau:
Mir zahln so gut Steuern wie die Juden, mir wolln auch essen!
Vierte Frau:
Die Juden san schuld!
Rufe: Heraus
mit'n Brot!
Zweiter Wachmann: Wenn Sie nicht auseinandergehn, werden Sie sich die
Folgen selber zuzuschreiben haben.
Erster: Sie
riskieren, wegen Widergesetzlichkeit verhaftet zu werden!
Rufe: Pfui!
Brot!
Zweiter Wachmann: Einspirrn tan mr euch!
Rufe:
Aufspirrn soll er!
Zweiter Wachmann: Auf d'Wochen kriegts eh die Marken.
Vierte Frau:
Ujegerl, bis auf d'Wochen san mr eh hin!
Erster Wachmann:
Jetzt heißt's durchhalten!
Eine alte Frau (enfernt
sich kopfschüttelnd): Jessas, is das ein Elend! Die Mannsleut derschießen
s' und die Weibsleut lassen s' derhungern!
Erster Wachmann:
Da gibt's nur ein Mittel – zerstreun Sie sich!
Dritter Mann:
Alstern, wart'n mr auf die Marken. Wo kriegt man denn hernach ein Brot?
Vierter Mann:
No, beim Bäcken!
Fünfter Mann:
Jo, beim Bäcken!
(Gelächter. Die Menge zieht unter allerlei Rufen ab.)
Der Greisler (öffnet
einer bessergekleideten Frau, die zurückgeblieben ist, die Tür): Kumman S' gschwind eini –
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