3-11. Szene                                                                                                                                                   Vereinssitzung der Cherusker in Krems

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Pogatschnigg genannt Teut, Rufer, eine Stimme, Frau Theresia Pogatschnigg (Resitant), Winfried Hromatka i.a.B. (inaktiver Bursche), Kasmader, Übelhör, Homolatsch / Cherusker

Vereinssitzung der Cherusker (deutschnationale Gymnasialverbindung Cheruskia) in Krems.

Pogatschnigg, genannt Teut: – Wodan ist mein Schwurzeuge, nicht mehr fern sind die Tage, wo wieder Speise und Trank reichlich vorhanden sein werden, wo uns wieder vom feisten, knusperigen Schwein ein artig Lendenstücklein erfreuen wird, mit zartgebräunten Erdäpfeln, in wirklicher und wahrhaftiger Butter duftig gebraten, kleine zierliche Gurken, wie sie Znaims Wonnegefilden holdselig entsprießen, dazu ein dunkler Gerstensaft aus Kulmbachs bajuwarischen Gauen –

(Heil-Rufe. Es klingt wie »Hedl!«)

                – ein herzhaft Brot, aus Roggen schmackhaft geknetet und gebacken, und ein leckerer Salat! Stolze Vindobona am alten Nibelungenstrom, bis dahin heißt es durchhalten!

(Rufe: Wacker!)

                Der herrliche Angriff auf die Welschen, der diese (italienischen) Abruzzenschufte aus Tirols ewigen Bergen hoffentlich für immerdar hinausbefördert, ist uns gelungen!

(Rufe: Hedl!)

                Zuversichtlich erwarten wir, daß auch der moskowitische (russische) Bär mit blutenden Pranken weidwund heimschleicht! Und ihm nach die Knoblauch-duftenden (Hebräer), unsere Kohn-nationalen! Heil!

(Rufe: Bravo! Hedl! Hoch Teut! Hoch Pogatschnigg!)

Eine Stimme: Jidelach!

(Heiterkeit.)

Frau Pogatschnigg (ergreift das Wort): »Nicht rasten und nicht rosten«, lautet ein gutes deutsches Wort. Wie sagt doch Barbara Waschatko, die Deutscheste unter den Deutschen, in der »Ostdeutschen Post«: »Strickend haben wir das alte Jahr beendet, strickend fangen wir das neue wieder an.« – Nie sind unsere Gedanken mehr bei denen draußen im Felde als jetzt, wo Schnee mit Regen und Glatteis abwechselt und wo wir uns fragen, was für unsere tapferen Krieger das Härteste ist: die rote Sonnenkugel, die Hornungs (im Februar) an einem kalten Himmel hängt, oder das Wasser, das unaufhörlich und trübselig in die Schützengräben rinnt – tuk tuk tuk.

(Rufe: Hedl! Wacker!)

                Aber bei uns Frauen mischt sich nun einmal das Lächeln gern unter die Tränen, und selbst im Schmerz zeigen wir noch das Bedürfnis, schön zu sein. Schmückte sich nicht auch Kleopatra zum Sterben?

(Rufe: So ist es! Wacker! Hedl Resitant!)

Winfried Hromatka i. a. B.: Ehrenfeste Bundesbrüder und Bundesschwestern! Als Vertreter der Jungmannschaft ist es nicht nur meine Pflicht, den Treuschwur zu erneuern, wonach wir den uns aufgezwungenen Kampf bis zum siegreichen Ende, scilicet bis zum letzten Hauch von Mann und Roß durchführen werden.

(Rufe: Hedl!)

                Denn, (werte) Ehrenfeste (Brüder und Schwestern), ein deutscher Friede ist, wie unser Altmeister Hindenburg so treffend gesagt hat, kein weicher Friede.

(Rufe: Hurra!)

                Nein, es ist auch unsere Pflicht, unserer Walküren zu gedenken, welche den Helden trostreich beistehen und als deren vornehmste Vertreterin ich meine ehrenfeste Vorrednerin (Theresia Pogatschnigg) begrüßen möchte.

(Hedl!)

                Dem Feinde Trutz, aber dem schönen Geschlechte Schutz! Die Resitant lebe hoch!

(Rufe: Hurra! Hedl Resitant!)

Kasmader (erhebt sich): Meine ehrenfesten Bundesbrüder und Bundesschwestern! Wir haben heute wahrhaft zu Herzen gehende deutsche Worte vernommen. Als Vertreter der deutschen Postler möchte ich eine Anregung geben in den Belangen der Selbstbeschränkung, indem daß wir, eingekreist von britischem Neid, welschem (französischem) Haß und slawischer Arglist, mehr denn je auf Selbstbefriedigung im deutschen Haushalt angewiesen sind.

(Rufe: Wacker!)

                Ich möchte diesbezüglich den Vorschlag machen, durch Freigabe der weiblichen Bediensteten in deutschen Haushaltungen deutsche Kämpfer für das Heer frei zu bekommen und überdies noch Mittel für padriotische Scherflein zu gewinnen. Auch werden wohl alle deutschen Frauen und Mädchen die in Kriegszeiten innegehabten Stellen um so lieber den heimkehrenden Helden wieder überlassen, als dieselben ihnen für die Beschützung des deutschen Herdes diesbezüglich zu größtem Danke verpflichtet sind.

(Rufe: Wacker! Hedl!)

                Erst wenn dieselben nicht ausreichen, ist in diesen Belangen auf die weiblichen Kräfte zu greifen. Dieselben aber würden den schönsten Lohn in dem erhebenden Gefühle finden, im Hinterlande auch ihr Scherflein zu der erreichten Errungenschaft beigetragen zu haben. Denn fürwahr, ein jedermann nimmt mit der größten Opferwilligkeit hier im Hinterlande an dem Kampfe teil. Und so schließe ich denn mit der Aufforderung zum Durchhalten, die ich in einem selbstverfaßten Gedichte niedergelegt habe.

(Rufe: Hört! Hört!)

Gut ist, wenig Seife brauchen.

(Rufe: Wacker! Bravo Kasmader!)


Besser noch ist, gar nicht rauchen.

(Gelächter.)


Aber weite Kleider tragen

(Rufe: Pfui!)


Öfter gar mit vielen Kragen,


Hohe Lederschuh' am Bein

(Rufe: Pfui! Welsche Sitten!)


Das muß wahrlich auch nicht sein!

(Rufe: Sehr richtig!)


Statt darauf das Geld zu wenden,


Soll dem Vaterland man's spenden.

(Rufe: Hedl! Hedl! Redner wird beglückwünscht.)

Übelhör (erhebt sich und liest von einem Blatt):

Wenn ich mir etwas wünschen sollt,


Ich wüßt' schon lange, was ich wollt!


Ein Knödel müßt' es sein,


Aus Semmeln gut und fein!

(Heiterkeit. Rufe: Wir auch! Hedl! Hedl!)

Homolatsch (erhebt sich, blickt durch seine goldene Brille starr vor sich hin und spricht mit erhobenem Zeigefinger):

Mein deitsches Weip – mein Heim – mein Kind


Mir das Liebste – auf Erden – sind.

(Setzt sich schnell nieder.)

(Rufe: Hedl! Bravo Homolatsch! Hedl!)