3-19. Szene Konstantinopel.
Eine Moschee
Zwei junge Vertreter von
Berliner Handelshäusern, Imam, Dame
Man hört jenseits des
Moscheevorhanges lautes Lachen.
Eine
der Stimmen: Wat, die jroßen Strohschlappen solln wa überziehn? Nee
Menschenskind, das is doch jottvoll!
Zweite
Stimme: Ach sieh dir mal den Koranonkel an –
(Zwei junge Leute,
Vertreter von Berliner Handelshäusern, treten geräuschvoll ein. Sie behalten
die Hüte auf dem Kopf. Hinter ihnen, mit gesenktem Haupt, die Hände in seinen
weiten Ärmeln versteckt, lautlos gleitend, der Imam.)
Der
Erste: Siehste, so sieht 'ne Moschee aus – nu benimm dir Fritze und achte
auf die Jebräuche! (Lachen.)
Der
Zweite: Also, in 'ner Moschee wärn wa und 'n richtich gehender Imam is ooch
dabei – jottvoll!
Der
Erste: Famose Chose!
Der
Zweite: Vadrehter Kram!
(Die Hände
in den Taschen, führen sie eine Art Schlitterpartie auf ihren Strohschlappen
auf, sie verlieren diese beständig, worüber sie jedesmal in lautes Lachen
ausbrechen.)
Der
Erste: Weeßte, wenn wa hier mal erst festen Fuß fassen, wird schon 'ne tüchtje
Ordnung in die schlappe Wirtschaft kommen – wir schaffen es! (Er stößt
den andern) Fritze, falle nich –
Der
Zweite: Na, stark besucht ist det Etablissemang nu jrade nich, Metro is voller.
Weit und breit nur een Mensch und selbst der ist weiblichen Jeschlechts –
(er zeigt auf eine Dame und stößt den andern) vorbeijelungen! – Aujust
mit die langen Beene
(Lachen.)
Der
Erste (trällert): Ja so 'ne Fahrt am Bosporus is doch fürwahr 'n
Hochjenuß –
Der
Zweite (will losplatzen): Du ahnst es nicht – Ach Jottejottejottedoch
– Mensch benimm dir!
Der
Erste: Du, ist heut Vollmond oder Halbmond?
(Beide
platzen los.)
Der
Zweite: Jemütliches Völkchen das – nur'n bisk'n schlapp, bisk'n schlapp
– na wollen ihnen mal unter die Arme greifen und etwas Zucht beibringen.
Verloren is da noch nischt. Wa wolln det Kind schon schaukeln.
(Lautes
Lachen. Er grüßt den Imam, der in einiger Entfernung steht, parodistisch)
Der
Zweite: Tach!
Der
Erste: Morjen!
(Der
Imam versucht öfter durch Pantomime, sie auf ihre Kopfbedeckungen aufmerksam zu
machen.)
Der
Erste: Kick mal – was will denn der ulkje Kunde?
Der
Zweite: Der Mann ist taubstumm –
(Sie
lachen und stoßen einander.)
Der
Imam (zu der Dame): Sage ihnen, sie seien im Hause des Gebets.
Die
Dame (sich ihnen nähernd): Der Imam bittet mich, Ihnen zu sagen, Sie seien im
Hause des Gebets; wollen Sie darum nicht Ihre Hüte abnehmen?
Der
Erste: Aber jewiß doch, wenn's ihm Spaß macht – Morjen!
(Sie
grüßen und lachen.)
Die
Dame: Ich würde Ihnen raten, etwas leiser zu sein; in einer Kirche würden Sie
doch auch nicht so laut lachen.
Der
Zweite (laut lachend): Ja aber was hat denn dieses hier mit 'ner Kirche zu tun?
Die
Dame: Es ist eben ein Gotteshaus.
Der
Erste: Gottvoll – diese varückte Bude hier?
Die
Dame: So verletzen Sie wenigstens nicht die Gefühle derjenigen, denen es ihr
Heiligstes ist!
Der
Zweite: Ach, den Kismetknöppe ist ja doch alles wurscht. Na schön, Morjen!
(Sie
gehen laut lachend und polternd ab.)
Der
Imam (zu der Dame): Gräme dich nicht um jener Kinder Torheit; so sicher, wie
Gott über sie lächelt, lasse es auch uns tun.
Die
Dame: Sie meinen es nicht böse.
Der
Imam: Gott gab dem Europäer die Wissenschaft, dem Orientalen die Majestät. Jene
sind nicht das, was einer wird, der im Schatten des Höchsten wandelt.
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