3-43. Szene Kriegsministerium.
Ein Zimmer an der Ringstraßenfront
Hauptmann, Zivilist
Ein Hauptmann sitzt an einem Schreibtisch. Vor ihm steht
ein Zivilist in tiefer Trauer.
Der Hauptmann: Alstern was wolln S' denn
noch? Eine Evidenzhaltung is in solchen Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Wir
können doch net wissen, ob einer tot is oder verwundet in Gefangenschaft
geraten? Da müssen S' ins italienische Kriegsministerium gehn
mein Lieber! Na alstern! Was sollen wir denn
noch alles tun? Es ist doch einfach unglaublich, was die Leut von uns
verlangen!
Der Zivilist: Ja –
aber –
Der Hauptmann: Lieber Herr, ich kann
Ihnen nicht mehr sagen. Außerdem is gleich drei Uhr, da muß doch ein Einsehn sein, die Amtsstunden sind beendet. Das is doch
wirklich großartig. – No alstern, was is denn? – Alstern schaun S',
privat kann ich Ihnen das eine sagen: Sie ham jetzt sechs Wochen von Ihrem Sohn
nix ghört, nehmen Sie also getrost an, daß er tot is.
Der Zivilist: Ja –
aber –
Der Hauptmann: Da gibts kein Aber. Wo
kämen wir hin, wenn wir in solchen Fällen – Sie können sich doch denken,
daß so etwas tausendmal vorkommt! Jetzt is Krieg, mein lieber Herr! Da muß der
Staatsbürger schon auch ein bißl was dazu tun! Schaun S' uns an, die wir hier
sitzen! Wir stehen hier auf unserem Posten! Und außerdem, lieber Herr –
also Sie werden doch wohl wissen – aber das sag ich Ihnen wieder privat
und ganz unverbindlich –, daß es für einen Soldaten keinen höheren
Ehrgeiz und keinen schöneren Lohn geben kann als für das Vaterland zu sterben.
Also djehre djehre –
(Der Zivilist verbeugt sich und geht ab.)
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