5-55. Szene (Teil 1)                                                                                                                             Liebesmahl bei einem Korpskommando

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Preußischer Oberst, der General, Bursche, Husarenoberleutnant Géza von Lakkati de Nemesfalva et Kutjafelegfaluszég, Hauptmann Romuald Kurzbauer, Oberleutnant Stanislaus von Zakrychiewicz, Leutnant Petricic (Kroate), Oberleutnant Iwaschko (Rumäne), Hauptmann Koudjela (Böhme), Trainrittmeister Felix Bellak, Hauptmann, Feldkurat, Oberintendant, Kaiserjägerleutnant Wowes, deutscher Generalstabsoffizier, Oberstabsarzt, Rittmeister, diensthabender Generalstabs-offizier, Schwester Paula und Schwester Ludmilla, zweiter Oberintendant, preußischer Hauptmann, dritter Oberleutnant, Artilleriereferent, Telephonoffizier, Oberstleutnant, österreichischer Oberst, Leutnant, 1. preußischer Oberleutnant, 2. preußischer Oberleutnant, zweiter Rittmeister, Zwei Kriegsberichterstatter, anderer Oberstleutnant, Major, Generalmajor, Oberauditor, Regimentsarzt, K-Offizier, deutscher Hauptmann, zwei Oberleutnants, preußischer Leutnant, die Kapelle / Hauptmann der unter den Tisch fällt, Offiziere der verbündeten Armeen, Feldrabbiner, Stabsoffizier Windischgraetz, Rufe

Die dem Zuschauer zugekehrte Wand des Saales ist von dem Kolossalgemälde »Die große Zeit« ausgefüllt. Es wird ein Sautanz serviert. Die Musik spielt »Der alte Noah hats doch gewußt, die schönste Boa wärmt nicht die Brust«. Das Gelage neigt sich dem Ende zu. Offiziere der verbündeten Armeen stoßen miteinander an. Aus der Ferne Geschützdonner. Ein Husarenoberleutnant wirft ein Sektglas an die Wand.

Der preußische Oberst (neben dem General, summend und nickend): Der olle Noah, ja der hats jewußt – Na Prösterchen!

Der General (erhebt sich unter Hoch-Rufen, schlägt an das Glas): Meine Herrn – also – nachdem unser Offizierskorps ein vierjähriges beispielloses Ringen – also gegen die Übermacht einer Welt – überstanden hat – also setze ich das Vertrauen auf meinen Stab – indem ich überzeugt bin – wir werden auch fernerhin unerschrocken – tunlichst – die Spitze zu bieten. Kampfgestählt gehen unsere heldenmütigen Soldaten – diese Braven – gehen sie neuen Siegen entgegen – wir wanken nicht – wir werden den bis ins Mark getroffenen Feind – zu treffen wissen, wo immer es sei – und der heutige Tag – der heutige Tag, meine Herrn – wird einen Markstein bilden – in der Geschichte unserer glorreichen Wehrmacht immerdar!

(Hoch-Rufe.)

Drauf und dran! Von Ihnen aber, denen die schwerste Aufgabe in diesem beispiellosen Kampfe obliegt – wie von unserer in Not und Tod getreuen Mannschaft, der die unermüdlichste Pflicht aufgezwungen ist – also ich erwarte von euch allen – daß ihr bis auf den letzten Hauch von Mann und Roß mit Hintansetzung eure Pflicht erfüllen werdets! Es gilt einen letzten, aber heißen Strauß und wir wissen, daß es – um nichts Geringes geht. Fürwahr! Stehen wir doch alle hier, jedermann – und ein jeglicher stellt seinen Mann – auf seinen Posten, um auszuharren – daselbst – wohin den Soldaten unsere Pflicht hingestellt hat und der Allerhöchste Dienst uns hingesetzt hat –

(Hoch-Rufe)

– wie es dem Gagisten (Offizier) geziemt! In dieser Stunde gedenken wir der Lieben in der Heimat – die fern sind und unserer in Treuen gedenken. Und speziell die Mütter, die vorangegangen sind – indem sie also naturgemäß mit Freuden ihre Söhne geopfert haben auf dem Altare des Vaterlands! Und wahrlich – es ist nicht leicht, in diesem Augenblicke alle Gedanken zusammenzufassen – weil sie immer auf das eine Ziel gerichtet sein müssen. Es gilt – ich spreche das Wort im vollen Bewußtsein meiner Tragweite aus – es gilt, zu siegen! Siegen, meine Herrn – wissen Sie, was das heißt? Das ist die Wahl, die dem Soldaten bleibt – sonst muß er ruhmbedeckt sterben! Zu diesem Behufe – will ich mich der Erwartung verschließen – daß Sie, meine Herrn – im Hinblicke und mit Rücksicht darauf die Pflege eines innigeren, herzlicheren Kontaktes mit derselben – also mit der Mannschaft – für die tunlichste Herabminderung der persönlichen Gefahr – also – sich aufgeopfert haben. –

(Hoch-Rufe.)

Denn meine Herrn – wir alle wissen – das Letzte, was der Offizier, vornehmlich der Stabsoffizier, besitzt – ist –

(Rufe: Seine Ehre! )

– Sie haben es erraten meine Herrn – seine Ehre! Und die werden wir sich nicht – also ich weiß schon – es gibt solche subversive Elemente – die bis ganz vorn in die vorderste Lini hineinreichen – aber – meine Herrn – uns können sie nicht das Wasser reichen! Oho! Unser Menschenmaterial haltet noch was aus! –

(Bravo-Rufe)

– Und wir, die wir Blut von ihrem Blute, Geist von ihrem Geiste sind – nein und tausendmal nein! – Der Offizier fühlt mit dem gemeinen Mann, mit dem einfachen Mann, der am heutigen Tage das Bollwerk ist, an dem sich der Feind blutige Köpfe holen wird – wenn sie auf Granit beißen! Und da können s' sagen, was sie wollen, diese Schkribler, diese  Schmierfinke – diese Journalisten! – man derf nicht generalisieren! (Er schlägt auf den Tisch) – derf man denn das?

(Rufe: Nein! )

Diese Schkribler – ich meine natürlich nicht die beiden Herren Kriegsberichterstatter, die uns heute hier die Ehre erwiesen haben – wir wissen nur zu gut, was die Wehrmacht einer wohluniformierten Kriegsbericht-erstattung zu verdanken hat – die Presse – die in Erfüllung ihrer hochpadriotischen Pflicht den Mut des Hinterlands behebt – belebt – kann bei uns immer auf Anklang rechnen!

(Bravo-Rufe.)

Ich meine nicht diese Herrn und ich hoffe, daß die Herrn das also nicht auf die Herrn bezogen haben – indem wir ihre gemeinnützige Tätigkeit tunlichst vollauf würdigen –

(Bravo-Rufe. Die Kriegsberichterstatter verneigen sich.)

Ich meine – diese Anarchisten und Defaitisten – die ihre Zwietracht hineintragen und durch Ausstreuung von Gerüchten zur Verbreitung derselben beitragen! Das sind die subversiven Elemente! Das sind die Leute, die zuerst wühlen und nacher dann noch Umtriebe machen. Und ich frage Sie meine Herrn – haben wir das notwendig?

(Rufe: Nein! )

In meinem Korps – wo alle Nationen friedlich miteinander vertreten sind – wir haben in unserem Stab deutsche Herrn und wir haben böhmische Herrn, wir haben Polen und Kroatten haben wir und rumänische Herrn haben wir und solche mosaischer Konfession sind auch da. Und haben wir nicht auch Vertreter unserer prächtigen ungarischen Armee? –

(Eljen-Rufe)

– Also da hat sich noch niemand beschwert! Da heißts immer – Nationalidäten hin und her. Ich frage Sie, meine Herrn – merkt man da etwas? Also – darum sage ich – es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Wenigstens bei uns! Da zeigen Sie den Herrn Bundesgenossen, die wir mit Stolz heute an dieser Tafel hier herin erblicken dürfen –

(Hoch-Rufe)

– wie bei uns volle Einigkeit herrscht! Jeder füllt seinen Platz aus – mit Hintansetzung – denn wir wissen alle, daß und wofür wir durchhalten müssen, alle Nationalidäten ohne Ausnahme, wie wir da sind, in diesem uns aufgezwungenen Verteidigungskriege der germanischen gegen die slawische Rasse!

(Hurra- und Hoch-Rufe.)

Unsere Waffen in diesem beispiellosen Kampfe heißen Zuversicht und Disziplin!

(Bravo-Rufe.)

Oh, ich halte etwas auf Disziplin – aber eisern muß sie sein! Und wir alle – können wahrlich ein Lied davon singen. Bei der letzten Inspizierung habe ich diesbezüglich also Übelstände bemerken müssen und ich habe auch leider bemängeln müssen, daß mir draußen zu wenig Herrn gefallen sind. Ich will niemandem nahetreten, aber es gilt doch, mit gutem Beispiel voranzugehen. Statt den eigenen werten Kadaver in Sicherheit zu bringen!

(Bravo, bravo!)

Mein hohes Vorbild, Seine Exlenz General Pflanzer-Baltin –

(Hoch-Rufe)

– hat das Wort geprägt: »Ich werde schon meinen Leuten das Sterben lehren!« Dadrauf halte ich! Und was wolln denn die Leut eigentlich? Wolln s' denn ewig leben? Zu solchen Passionen, meine Herrn, ist jetzt nicht die Verfassung – wo das Vaterland in Gefahr ist, das aber, so Gott will, – hervorgehn wird – wie ein Phönix aus dem Stahlbad des Weltkriegs! Was uns nottut – ist Selbstsucht! Verwöhnung kann ich nicht hingehn lassen. Wie sie das Glück gehabt haben, damals wie Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich – (mit Rührung) der Soldatenvater –

(Hoch-Rufe)

– bis in die vordersten Schützengräben vordrang, um der Mannschaft die huldreichen Grüße Seiner Majestät des Kaisers, des obersten Kriegsherrn zu überbringen –

(Hoch-Rufe)

– da haben s' also naturgemäß eine Freud ghabt! Ja was wolln denn die Leut noch haben? Damals wars noch ganz ruhig draußen und kein so bewegter Tag wie heute, wo sie den Stürmen trotzen. Aber nein, da wird herumgestierlt und es gibt Elemente, welche es glücklich so weit gebracht haben, daß sich die Mannschaft beklagt und aufbegehrt – wegen dem Dörrgemüse und so – sie möchten womöglich wie im Frieden ein Soupetscherl vom Sacher haben –

(Heiterkeit)

– und dreimal täglich Schaumrollen! Jetzt heißt es durchhalten!

(Bravo, bravo! )

Meine Herrn – ich verabscheue das und wo ich Anzeichen bemerke, da bin ich scharf hinterher! Disziplin – wissen Sie, meine Herrn, was das heißt? Disziplin heißt Mannszucht! Das ist die Autorität – die das tägliche Brot für den Soldaten ist! Wenn s' das untergraben, hört sich die Gemütlichkeit auf! Diese Schkribler – Bismarck – er war zwar – also unser großer Bundesgenosse – hat das Kernwort geprägt: „Was das Schwert uns vernichtet hat – geht durch die Feder wieder verlorn!“ – Meine Herrn, lassen wir das nicht aus dem Auge fallen! Erinnern wir uns! – Aber ich staune über die Langmut unseres hohen Kriegsministeriums. Wenns nach mir ginge, müßte die Zensur ein Exempel schtatuieren und diese Leute alle aufhängen!

(Bravo-Rufe.)

Auditor et altera parte! (Worspiel - Man höre auch die andere Seite) Ich habe schon gegen die Katzelmacher gekämpft, wo diese Elemente noch nicht auf der Welt waren! –

(Bravo-Rufe)

– das kann ich mit Stolz sagen! Aber meine Herrn – wenn das am grünen Tische geschieht, da freilich – können wir nicht die Verantwortung übernehmen! Man darf nicht alle feindlichen Lügen über uns glauben. Opferfreudigkeit hätten wir genug in unserem lieben Vaterlande, aber was uns fehlt, ist Hingabe und grad auf die kommt es an! Also – man darf derartige subversive Strömungen gar nicht erst aufkommen lassen – weil sie sonst unterminierend wirken könnten! Wenn wir hier jeder unentwegt bleiben, so werden wir auch die letzte Entscheidung, die uns der Feind aufzwingt – planmäßig und in Ehren an uns herankommen lassen! Wer von uns gedenkt nicht der geradezu beispiellosen Taten, mit denen unsere allzeit bewährte, todesmutige Truppe uns vorangegangen ist – nachdem sie getreu unserem Befehl gefolgt ist in Sturm und Gefahren! Und fürwahr – die sich vielfach aufgeopferten Stäbe haben jederzeit die Verantwortung planmäßig übernommen und auch beispiellos durchgeführt! Und haben wir denn nicht auch schöne Erfolge erzielt? Erfolge, die in den Annalen unserer Wehrmacht fortleben werden, während wir selbst dereinst ruhmbedeckt gefallen sind. Haben wir nicht Erfolge erzielt, die den Neid unserer Bundesgenossen – unserer Feinde – erwecken – so daß sie sie uns schmälern wollen? Leicht, meine Herrn, hat man es uns wahrlich nicht gemacht. Sind wir doch umgerungen von lauter Feinden und bieten einer numerischen Übermacht die Stirne immerdar! Sieg über Sieg, meine Herrn! Wer hätte das vor vier Jahren gedacht, damals als wir auszogen in das Ungewisse, um Serbien zu zertreten – planmäßig und unter den Klängen des Prinz Eugen! –

(Hoch-Rufe.)

– Und ist es uns denn nicht gelungen? Haben wir nicht Serbien zertreten meine Herrn? Wir haben es zertreten! –

(Hoch-Rufe.)

– Da hats geheißen: Bis hieher und nicht weiter! Also – auskehrn mit eiserner Faust! Meine Herrn, noch ein Schritt und der Sieg ist unser! Rußland stellt sich immer klarer heraus – das ist ein Koloß auf tönernen Füßen! Das ist so gut wie ein erledigter Standpunkt! Und was die Katzelmacher anbetrifft – nun also, wer von uns zweifelt heute noch am schließlichen Endsieg? Pflicht des Soldaten, meine Herrn, ist es sich gut zu schlagen, und wir haben sich gut geschlagen, fürwahr! Diese Tapferen – die vorangegangen sind und alles in die Schanze geschlagen haben! Wir gedenken ihrer – denn sie haben die Fahne ihres Regiments hochgehalten und tunlichst mit ihrem Blute besiegelt! Meine Herrn – wir leben in einer großen Zeit und die für unser Vaterland unschätzbaren Früchte sind noch im Wachsen – sein Ansehn in der Welt – und vor allem verdanken wir diesem Stahlbad den horrenden Seelenaufschwung, den wir mitgemacht haben. Is das vielleicht nix? Nun trennt uns nur noch ein Schritt und wir haben den Lorbeer unüberwindlich erreicht! Darum sage ich – und das gilt für den Gagisten wie für den gemeinen Mann – kalten Mut, kaltes Blut, meine Herrn! Auf Sie kommt es in letzter Linie an – seien Sie sich dessen bewußt! Sie wissen, wofür wir hier stehen! Für den Allerhöchsten Dienst –

(Hoch-Rufe)

– für unsern allergnädigsten Kaiser –

(Hoch-Rufe)

– dem jeder sein Bestes geben soll, trotz Not und Tod in Stürmen, Gefahren und Unternehmungen aller Art, wie es einem braven Kriegsmanne geziemt!

(Hoch-Rufe.)

Gott helfe weiter! Ich trinke auf das Wohl unserer allmächtigen Verbündeten – die wir hier erblicken im Zeichen bewährter sturmerprobter Nibelungentreue Schulter an Schulter mit uns verbunden auf Gedeih und Verderb!

(Hoch- und Hurra-Rufe.)

Seine Majestät der deutsche Kaiser und Seine Majestät unser oberster Kriegsherr, unser allergnädigster Kaiser und König mitsamt dem angestammten Herrscherhause – sie leben hoch! Hoch! Hoch!

(Brausende Hoch- und Hurra-Rufe. Allgemeines Anstoßen. Er setzt sich.)

Was servierst denn da?

Der Bursche: Exzellenz bitte gehorsamst, Handgranaten.

Der General (lacht aus vollem Halse): Das sein ja Eisbomben – die heißen s' bei uns Handgranaten! Also in Gottes Namen Handgranaten her!

Der preußische Oberst: Handgranaten her! – Donnerwetter noch mal, seid ihr Östreicher aber schneidje Kerlchens! Na wir haben kürzlich Metzelsuppe, denn Schlachtpastetchen mit Blutwurst jehabt –

(Heiterkeit)

Der preußische Oberst: – und zum guten Ende gabs Torpedos mit Schlagsahne.

(Er singt: )       Wer sorgt für solche Gäste

So, wie 's bei uns geschieht!

Gesprengt, versenkt wird feste –

Doch immer mit Jemüt!

(Hurra- und Hoch-Rufe. Heiterkeit.)

Der General: Auf das deutsche U-Boot!

(Hoch- und Hurra-Rufe. Anstoßen.)

Der preußische Oberst: Exzellenz, ich bin kein Wortemacher und 'nen Toast zu leisten, dazu – reichts nicht mehr. Dazu – ist euer Ungarwein zu gut.

(Heiterkeit.)

Der preußische Oberst: Aber soviel kann ich noch sagen – Ihre Worte haben auch zu meinem deutschen Herzen gesprochen! Wo Disziplin fehlt, kommt das dicke Ende nach. Der schlappe Geist, der bei euch Östreichern in eurem Hinterlande herrscht, würde unfehlbar auch die Front zum Wanken bringen –

(Ein Hauptmann ist unter den Tisch gefallen. Es entsteht Bewegung.)

Der General: Die Schkribler sind schuld! Was wollen s' denn haben – mir san ja eh die reinen Lamperln!

Der preußische Oberst: Nich doch. Euer Friedensgewinsel war Unjebühr. Da habt ihr an euch selbst jesündicht. Nu droht dieser Geist auch eure Front zu verseuchen.

Der General: Hörts es? Disziplin muß sein, da gibts nix!

Der preußische Oberst: Generalstabschef Ludendorff hat volles Vertrauen zu Ihnen, Exzellenz.

Der General: Zu schmeichelhaft. O ja, ich schau auf das Menschenmaterial – ich schau aber auch auf die Herrn! Jetzt wern mrs wieder a bißl auffüllen – speziell bei der Kavallerieausbildungsgruppe fehlt's – mit 'n Flak wär ich eher zufrieden – unsere Herrn Ärzte sind im allgemeinen recht brav, sie tun was sie können – bei der Konschtatierung, also bei der Untersuchung zur Feststellung der Kriegstauglichkeit und halt so. Alles is scho inschtradiert, also zugewiesen. Wissen S', mit die Ersatzkörper –

Der preußische Oberst: Prothesen? – Ach so!

Der General: Zum Inschtradieren!

Der preußische Oberst: Na – heut dürfte ja 'n heißer Tach sein.

Der General (sich die Stirn wischend): Damisch heiß is herint.

(Ein Telephonoffizier kommt, tritt an den diensthabenden Generalstabsoffizier heran und überreicht eine Depesche. Der Generalstabsoffizier öffnet, erhebt sich, torkelt auf den General zu und flüstert ihm etwas ins Ohr.)

Der General: Trotteln!

Der preußische Oberst: Was is 'n los?

Der General: Vorstellung genommen. Auf zweite Linie zurück. Da is der Wottawa schuld!

Der preußische Oberst: Fatale Schose! Na da habt ihr wieder mal auf dem falschen Fuß Hurra jeschrien?

(Die Musik spielt ein Wiener Lied.)

Der preußische Oberst: Ach köstlich! (Er singt mit:) Trink ma noch a Flaschal – trink ma noch a Flaschal – ich – haab – Geld im Taschal – – (Um sich blickend) Aber ich kenne ja eigentlich einige der Herren noch nich – (er zeigt auf eine Gruppe von Offizieren.)

Der General (winkt): Tu! Tu! tu!

(Die Offiziere erheben sich.)

Ein Husarenoberleutnant: Geza von Lakkati de Nemesfalva et Kutjafelegfaluszeg.

Der preußische Oberst: Komischer Name. Fideles Haus.

Der General: Das is a roter Teufel.

Der preußische Oberst: Roter Teufel – schneidich! Ja die prächtje ungarische Hoved!

Ein Salzburger Hauptmann: Romuald Kurzbauer.

Der preußische Oberst: Wiener?

Der General: Na, a Salzburger is er.

Ein polnischer Oberleutnant: Stanislaus v. Zakrychiewicz.

Der preußische Oberst: Kroate?

Der General: Pole, Pole.

Der preußische Oberst: Ah, ein edler Pole!

Ein kroatischer Leutnant: Petricic.

Der preußische Oberst: Rumäne?

Der General: Aber nein, Kroatt.

Ein rumänischer Oberleutnant: Iwaschko.

Der preußische Oberst: Böhme?

Der General: Rumäner.

Ein böhmischer Hauptmann: Koudjela.

Der preußische Oberst: Italiener?

Der General: Behm!

Ein Trainrittmeister: Trainreferent Felix Bellak.

Der preußische Oberst: Aha.

(Die Vorgestellten setzen sich.)

(Der Oberstabsarzt stößt mit dem Oberauditor an. Der Feldrabbiner mit dem Feldkuraten.)

Der preußische Oberst: Mal munter, Heiligenschein-Werfer (Feldgeistlicher)! Immer stramm, immer stramm! Recht so!

Ein Hauptmann: Das is unsere wackere Sündenabwehrkanone!

(Schallende Heiterkeit, in die der Feldkurat einstimmt.)

Der Feldkurat: Jawoohl, jawoohl – ich tu ihnen schon das Wülde abiramen!

Der preußische Oberst: Abi – ramen? Abi – ramen? Köstliches Wort! Bedeutet vermutlich abräumen? Der Mann ist woll vom Lande?

Der Feldkurat: Nein Herr Oberst, aus Linz.

Der preußische Oberst: Ah, das schöne Linz in der grünen Steiermark!

Der General: Jetzt soll einer meiner begabten jüngeren Herrn was zum besten geben!

Der Oberintendant: Der Wowes!

Der General: Wowes! Zum Klavier antreten! Gschwind!

Wowes (setzt sich ans Klavier, spielt und singt dazu):

Wenn ich dich – an deinem Fenster seh –

So tut mir – das Herz so weh.

Ich sehn mich – nach dir zurück.

Denn du bist – das Glück.

(Rufe: Bravo Wowes! )

Wowes: Is noch nicht aus!

Der preußische Oberst (summend und nickend): Du bist – das Glück. Hat er fein jemacht, nicht?!

Wowes (fortfahrend):

Wenn ich – bei dir im Bette bin –

So ist mir – gar wohl im Sinn.

Ich will – von dort nicht fort.

Denn dort ist – mein Ort.

(Heiterkeit. Rufe: Bravo Wowes!)

Der preußische Oberst (summend und nickend): Denn dort ist – mein Ort. Famoser Bengel!

(Trinkt ihm zu.)

Der General: Er komponiert selbst! Oh, er is sogar auch ein Zauberkünstler. Prestischatehr! Der unterhaltet eine ganze Gesellschaft!

Der preußische Oberst: Ach was!

Der General: Ja, das is ein gefinkelter Kampl! Aber ich laß ihn auch nicht hinaus. Jetzt hab ich ihn eingegeben für die große Silberne.

(Geschützdonner.)

Ein deutscher Generalstabsoffizier: Es lebe die österreichische Gemütlichkeit!

(Hurra- und Hoch-Rufe. Anstoßen.)

Der Oberstabsarzt: Es lebe die deutsche Organisation!

(Hoch- und Hurra-Rufe. Anstoßen.)

Der General: Oho! Auch wir – meine Herrn! Auch wir! Oho! Da gibts nix – Wir folgen – unserer Fahne –

(Die Musik spielt »Heut hab i schon mein Fahnl«. Gelächter und Singen am Tafelende.)

Der General: Was – habts denn?

Ein Rittmeister (singend): Heut hab i – schon mein –

Als gmütlicher Weana als kreuzfidels Haus
Kumm i alle Tag mit an Nachtnebel zaus.
I kenn kane Faxn, i bleib wia i bin.
I hab ledig mein Schnabel in Weinglaserl drin.

I Laß die Welt streiten mir kann nix dourchirn,
Es wird ja nöt anderst wanns glei depatirn
I wurd höchstens fuchtig da könnt drauf schwörn,
Wann i sollt a Kneipe ri a ner heut werdn.

Zmittasg rutsch i aussa und kehr draußten ein
Und stürz mi verzweifelt ins Weinglaserl nein.
Ich brauch nöt aufd Uhr schaun, ach gar ka Idee
Es sagt scho mei Alte: ’s is Zeit jetzt, geh!

Heut hab i scho mei Fahnl. Heut is ma alles ans!

Da habts mein letztes Kranl – Und spüts ma no paar Tanz!

Heut hab i scho mei Fahnl. Heut is ma alles ans!

Da habts mein letztes Kranl – Und spüts ma no paar Tanz!

Der Oberintendant: Ja wer tommerlt denn da – ?

(Heiterkeit.)

(Der Telephonoffizier kommt eilig herein, tritt an den diensthabenden Generalstabsoffizier heran und überreicht eine Depesche. Der Generalstabsoffizier erhebt sich, torkelt auf den General zu und flüstert ihm etwas ins Ohr.)

Der General: Solche Hornviecher!

Der preußische Oberst: Was is 'n los?

Der General (liest): Stellung – zusammengetrommelt. Annäherungsräume liegen – unter – unter schwerem Vernichtungsfeuer – Diese Kineser – ! Verderben einem die schönsten Erfolge – ! (Läßt die Depesche fallen.) Ah woos  – gar net ignorieren.

Der preußische Oberst (sie aufhebend): Reserven eingesetzt. Abschnittsreserven vollkommen aufgebraucht. Batterien müssen in Aufnahmsstellung zurückgenommen werden – Donnerwetter noch mal!

(Verstärkter Geschützdonner.)

Der diensthabende Generalstabsoffizier (zu einem Burschen): Net allweil einschenken. Heut brauch ich – einen klaren – Kopf. Wieviel Stiefel und Kappen verloren, sagt er natürlich wieder nicht. Trottel das!

Der deutsche Generalstabsoffizier: Nanu? Stiefel und Kappen?

Der diensthabende Generalstabsoffizier: Weißt – Leut und Herrn.

Der preußische Oberst: Es scheint, daß euch lieben Östreichern die Friedensoffensiven denn doch besser gelingen sollen. Na hoffen wir, daß Hindenburch da mal zum Rechten sehn wird. Schließlich ist es ja doch wieder an uns, euch aus dem Dreck zu ziehn!

Der General: Meine Herrn – wir sind stolz – daß wir – Schulter an Schulter mit unseren kampfgestählten Bundes-genossen – in schimmernder Wehr – meine Herrn, ich trinke auf die Nibelungentreue – in diesem Bündnis – das s' jetzt ausgebaut hab'n –

(Bravo-Rufe)

Der General: und – und –

Der preußische Oberst: Vertieft!

(Hoch- und Hurra-Rufe. Die Musik spielt die »Wacht am Rhein« und hierauf die deutsche Kaiserhymne »Heil dir im Siegerkranz«.)

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein,

Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein,

Fest steht und treu die Wacht die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht die Wacht am Rhein!

Heil dir im Siegerkranz, 

Herrscher des Vaterlands! 

Heil, Kaiser, dir! 

Fühl in des Thrones Glanz 

die hohe Wonne ganz, 

Liebling des Volks zu sein! 

Heil Kaiser, dir!

 Der preußische Oberst: Ich danke Ihnen meine Herrn – ich danke Ihnen! – Aber nu mal wieder ohne feierlichen Klimbim wenn ich bitten darf. Die Wonnejans heben wir uns für den Tach des Endsiechs auf, jetzt mal wieder eins eurer köstlichen Östreicherlieder – von eurem prächtigen Lehar, der uns an der Westfront so viel Freude jebracht hat.

(Bravo-Rufe.)

Der General: Spielts »Sag Schnucki zu mir«!

Der preußische Oberst: Schnuckii – was ist denn das? Also Schnuckii, famos!

(Die Kapelle intoniert dieses Lied.)

Der General: Aber was is denn mit unsere Feldmatratzen? Die san ja heut ganz stad? Was singts denn nicht mit?

Der Rittmeister (über den Tisch rufend): Die Schwester Paula – die hat dir eine Krupp! Taarlos – ! Der Hintern! Da kann sich die Schwester Ludmilla verstecken!

Schwester Paula (kreischt): Au! – Aufhörn – grauslicher Mensch das!

Der Rittmeister: Was is denn, was is denn, Komplimenten machen darf man auch nicht mehr?

Schwester Ludmilla: Immer der mit seine Anzüglichkeiten!

Ein Oberleutnant: No und die Gspaßlaberln!

Der preußische Oberst: Gespaßlabal – ? Nee, hört mal, was ihr für ulkje Namen – was ist denn das fürn Ding?

(Der General gibt eine Erklärung.)

Der Oberintendant: Die Madln solln a Duett singen!

(Rufe: A Duett! )

Der Oberleutnant: Der Feldkurat und der Feldrabbiner solln aa a Duett singen!

Ein Zweiter: Der Feldrabbiner kann jodeln – und der Feldkurat – na – verkehrt –

(Schallende Heiterkeit.)

Ein preußischer Hauptmann: Doll!

Ein dritter Oberleutnant: Bist halt a Klassikaner.

(Heftiger Geschützdonner.)

Der Artilleriereferent: Die arbeiten heut aber fest – meine Herrn – ! Das geht ja wie im Takt!

Der Feldkurat (singend):

Können nimma Katzl mach'n,

es tuat halt gar zviel krach'n!

Tschiff, tscheff, tauch –

der Wallisch liegt am Bauch!

(Gelächter und Mitsingen.)

Mehrere: Prost Hochwürden!

(Anstoßen.)

Der preußische Oberst: Ich fürchte, daß es 'n heißer Tach ist!

Der General (sich die Stirn wischend): Wiar in die Hundstäg.

(Die Musik spielt »Am Manzanares«.)

(Der Telephonoffizier stürzt herein, tritt direkt an den General heran, flüstert ihm etwas ins Ohr.)

Der General: Was? Die elendigen – die elendigen – diese Frontschweine – !

Der preußische Oberst: Was is 'n los?

Der General: Ich – versteh – das nicht. Ich – habe doch ausdrücklich –

Der preußische Oberst: Nanu Kinder – macht mir man bloß jetzt nicht flau, wo wir den Sieg in der Tasche haben!

Der General: Herrschaften – da sind wir in der rue de Kack!

Der preußische Oberst (zum Telephonoffizier): Was is 'n los?

Der Telephonoffizier (in größter Erregung, stammelnd): Die Spitzen der rückflutenden Divisionen erreichen bereits den Stand des Korpskommandos – die gesamte Artillerie wurde im Stich gelassen – die Straßen sind von gepfropftem Train gesperrt – die Truppen demoralisiert – feindliche Kavallerie im schärfsten Nachdrängen.

(Ab.)

(Der Oberst spricht auf den General ein. Die andern in zwangloser Konversation.)

Ein Hauptmann: Du – Koudjela –

Koudjela: Jaa –

Der Hauptmann: Spehlmeis war guut! Aber schon sehr gut!

Koudjela: Jaa –

Der Hauptmann: Du – Koudjela –

Koudjela: Jaa –

Der Hauptmann: Wein ist guut! Aber schon sehr gut!

Koudjela: Jaa –

Ein Oberstleutnant (zu einem schlafenden Obersten): Du Herr Oberst!

Der österreichische Oberst (erwacht): Was is denn –

Der Oberstleutnant: Nix!

(Heiterkeit.)

Ein Leutnant (über den Tisch rufend): Du Windischgraetz – hast heut mit dem Schlesinger gebritscht oder gebackt?

Der Rittmeister: – Hörts mr auf, die Glanzzeit der Presse war im Anfang, wie s' noch 'n Roda Roda ghabt ham – jetzt is gar nix.

Ein Oberleutnant (gibt ihm einen Stoß): Pst – die zwei Judenbuben! (Laut) Weißt, großartig find ich die Sachen von der Schalek – sehr instruktiv! – Nächste Wochen kommt sie zu uns heraus – no vor allem is sie tapfer, das muß ihr auch der Feind lassen!

Der Rittmeister (gibt ihm einen Stoß): Pst – das gift' die doch noch mehr! (Laut) Weißt, der Roda Roda, der hat das verstanden, so mit einem Satz eine militärische Situation – also zum Beispiel, das is mir noch genau in Erinnerung – wie er gschrieben hat: »Sie werden Ihren Mantel kaum mehr brauchen«, sagte der Oberleutnant, als er den Popen an den Steigbügel eines Ulanen binden ließ. Nix weiter.

Der Oberleutnant: Gelungen, aber wieso hast dir das so gemerkt?

Der Rittmeister: No Tepp – ratest denn nicht, wer der Oberleutnant war? Ich!

Der Oberleutnant: Keh! – Was hat der angstellt ghabt?

Der Rittmeister: No Umtriebe und so. A rote Nasen hat er ghabt – also du das reine Lichtsignal! Das war schon einer!

Ein Oberleutnant (zu einem andern, der versunken dasitzt): Du – was denkst du so? Du Denker du.

Der Andere: Weißt, ich denk halt – jetzt, auf der Sirk-Ecken. Hier sitzt man herum –

Der Erste: Du – ich auch.

Ein preußischer Oberleutnant: – Nee Kinderchens laßt mich man bloß unjeschoren, den Siegfrieden erringt ihr fein ohne mich – ich muß ja doch nächste Woche nach Berlin. Da haben wir unser Heldengedächtnisrennen.

Ein zweiter preußischer Oberleutnant: Ach wer wird an morgen denken! Die Hauptsache ist 'ne tüchtje Pulle, daß man die nötje Bettschwere bekommt. Die faulen Hinterlandonkels –

Der Rittmeister: No ich verlang mir auch keinen Urlaub. Ujegerl – ins Land, wo Wrucken und Maisbrot fließt!

(Heiterkeit)

Der Rittmeister: – könnt mich haben!

Ein Hauptmann: Was Reischl, aber auf die Front hast halt auch kan Gusto?

(Heiterkeit.)

Der Rittmeister: Du hast was zu reden, du Obertachinierer!

Der zweite preußische Oberleutnant: Mit das Schlimmste an der Front ist alle Tage Marmelade.

Der erste preußische Oberleutnant: Ach Heldenbutter ist auch schon alle. In Rußland sind sie jetzt eklich dran. Da haben sie in einem Abschnitt ne richtichgehende Cholera. Wißt ihr, weil die Kerls Wasser aus 'nem Teich getrunken haben, wo Russenleichen waren.

Der Rittmeister: Das wär nix für mich, ich brauch einen Schampus!

(Schallende Heiterkeit.)

Der zweite preußische Oberleutnant: – Ja, kochen könnt ihr Östreicher, aber die Speisenfolge, die wir mal an der Nachmittachstafel in Homburg jehabt haben – da (er zeigt die Menükarte): Kraftbrühe mit Ochsenfleisch – Königinpastetchen – Gebackene Rheinfische mit Remouladentunke – Fasane im Topf – Osterlammrücken auf Hausmannsart mit Halberstädter Würstchen – Hammelkeule mit Weißbohnen und Artischockenböden – Spargel mit Sahnentunke – Niersteiner Auflanger vom Kasino Duisburg – Kupferberg-Gold – Eisbombe – Geschmortes Obst – Käsestangen! Jawoll! Da könnt ihr nich ran!

(Oho-Rufe.)

Der preußische Oberst: – Nee Kinder, euer berühmtes Hofftheaterballett war bei euch?

Der General: Ja – und auf d' Wochen krieg mr ein Kabarett was sich gewaschen hat!

Der erste Kriegsberichterstatter: Herr Oberst, mein Werk!

Der zweite Kriegsberichterstatter: Wiesoo? Angeregt hab ich!

Ein Oberleutnant: – Aber nein, das war doch bei der siebenten Isonzoschlacht, weißt, wie der Sascha bei uns heraußt war –

Ein anderer Oberleutnant: – Noja, der Oberst haltet sich übern Kanonendonner auf. Er kann bei der Nacht net schlaf'n. Da warn die frühern Quartier besser. Ich hab's immer gsagt, die Situation is ungünstig. Das wird wieder a Nacht wern heut! Passieren kann nix, aber der Lärm bei der Nacht is zwider.

(Heftige Detonation.)

Der Artilleriereferent: Das war a schwarer Pumperer!

Ein Leutnant: – Der Scharinger von die Elfer? No der hat dir eine Sau! Jetzt is er eingegeben –

Der Rittmeister: – Du, weißt, also ein Busen – (Geste) erstklassig!

Ein Oberleutnant: Du, aber was ich jetzt in petto hab –! Also tulli –!

Der Rittmeister: Obersteiger! In der letzten Muskete –

Ein Major: Unsern Menageoffizier lass mr leben!

(Hoch-Rufe. Anstoßen.)

Ein Generalmajor: Ja der Pschierer! Der stellt seinen Mann! Zwölf Gänge – da muß man schon Habedjehre sagen.

(Trinkt ihm zu.)

Der Oberauditor: Also ich habe mich schon auf manchen schweren Gang vorbereitet –

(Heiterkeit)

Der Oberauditor: – aber ich muß schon sagen – Pschierer Prost!

Der Major: Du, hörst nix vom Haschka?

Der Oberauditor: Der Haschka is noch immer der Alte. Fleißig –!

Der Major: Aber jetzt kann er doch nicht mehr für'n Stöger-Steiner arbeiten? Also gar so viel kanns doch nicht mehr zu tun geben!

Der Oberauditor: Ja die Zeiten sind vorbei. Aber der Haschka is dir ein Hauptbursch. Sein Steckenpferd hat er halt noch immer. Da hebt er sich das Todesurteil auf, pünktlich bis die Suppen aufgessen is. Schaut auf die Uhr, springt auf, mit'n Braten solln s' warten sagt er – bumsti san scho drin im Billardzimmer zum Verkündigen. Sein schönster Fall war bei den Ma-Formationen vom Fünfzehner-Korps, weißt Wocheiner-Feistritz. Da warn a paar Humanitätspimpf, die ham sich aufghalten – paßt ihnen akkurat nicht, weils der Stöger-Steiner gewunschen hat – no ja, es hat halt solln ein Exempel schtatuiert wern.

Der Major: p. u. (politisch unzuverlässig)?

Der Oberauditor: Aber nein – der Fall is doch berühmt. Ein Kerl hat a Brieftaschl gstohln ghabt, no und vom Arrestgitter ham s'n hineingheanzt, daß er dafür erschossen wird. Der Kerl geht durch – aus Furcht. No hat der Haschka gsagt, wanns auch keine ausgesprochene Desertion is, weils bloß aus Furcht war – es is wegn 'n Exempel. Weil also naturgemäß der Stöger-Steiner Wert drauf legt. – Wern dir die Pimpf hopatatschig! Daraufhin verurteilen s' nicht! Was sagst! Ein Skandal so was! Aktive –?!

Der Major (perplex): Aktive –?! 

Der Oberauditor: Ja das gibts auch! Aber ich bitt dich – ich hab ja selbst Fälle ghabt, wo s' selbst bei Selbstverstümmlung einen Kerl ham heraushaun wolln. Bitte – Aktive! Tragen des Kaisers Rock! Die sollt man schtampern! Diese umstürzlerischen Ideen sind eben sogar schon in unsern engern Stand eingedrungen.

Der Major: Was willst haben, in der Lini machen s' auch schon manchmal Gschichten wegen der Mannschaft! No – ich will nix sagen, man darf nicht generalisieren, zum Glück ist der Geist unversehrt. – Also du, was war da?

Der Oberauditor: No hat er ihnen versprechen müssen der Haschka im Protokoll, der Kerl wird begnadigt, wann s'n nur verurteilen. Aber der Haschka, schlau wie er is, hat oben kan Ton von kan Protokoll nicht gsagt – no is also naturgemäß schtantepeh vollzogen worn. Weißt, bei uns sind auch schon viel Exempel schtatuiert worn – aber so eine Exekution, da muß man schon tulli sagen! Ja, der Haschka is halt was bsonderes.

Der Major: Weißt, mit die Humanen – das hab ich scho gfressen. Wann ich einen Humanen nur von weitem siech, wer' ich scho fuchtig. Sich auflehnen gegen 'n Stöger-Steiner! Da hat dir der Tersztszyansky amal kurzen Prozeß gmacht. Das heißt – er hat gar kan Prozeß gmacht.

Der Oberauditor: Wieso?

Der Major: Weißt, da war dir auch so ein Humaner – also ein engerer Standesgenosse von dir –

Der Oberauditor: No mich brauchst nicht verdächtigen, du!

Der Major: Aber geh, ich tu dich ja nur bißl pflanzen. Also hör zu – der weigert sich, einen Kerl standrechtlich zu behandeln. Es is nur eine Disziplinarsache, sagt er und so Spomponadeln. No in der Meß – kommt dir der Tersztszyansky herein, setzt sich zur Suppen – du aber so ruhig hab ich dir den Tersztszyansky noch nie gsehn! – sagt er, Herr Hauptmann-Auditor sagt er, mit Ihrem Delinquenten brauchen wir überhaupt keine Verhandlung mehr. Wieso, fragt er. No schaun S' sich ihn draußen im Garten an – schaun S' sich ihn nur an – draußen liegt er. Hat dir der Tersztszyansky einfach dem Zugführer gsagt ghabt, er soll den Kerl niedermachen, mit'n Bajonett – bumstinazi! Weißt, weil er dir eine Wut ghabt hat auf den widerspenstigen Menschen.

Der Oberauditor: Auf den Kerl?

Der Major: Aber nein, auf 'n Auditor!

Der Oberauditor: Ah so, natürlich! Du gelt ja, neulich hab ich mich gstritten, der Tersztszyansky is doch Ehrendokter der Philosophie – oder nicht?

Der Major: No, ich möcht glauben! – Du richtig, was macht denn der Stanzl von der Na-Stelle? Is der noch in Albanien? Ich hab ghört, daß s' ihn nach Feldkirch hin tun wolln für 'n feinern Dienst?

Der Oberauditor: Woher denn, der hat dir in Albanien Hals über Kopf zu tun! Du, aber der Balogh – weißt in Kossovo-Mitrovica –

Der Major: Ja richtig, da hab ich so eine Gschicht ghört von einer Hinrichtung mit Zahnziehn oder was.

Der Oberauditor: Das is ein Tratsch. Es is unglaublich wie der Mensch verleumdet wird – das wollt ich dir grad erzähl'n. Das ist die harmloseste Gschichte von der Welt. Das Ganze beruht einfach darauf, daß er einen Sechzehnjährigen zum Aufhängen ghabt hat, weil er ein Freischärler war. No hat er dem Dokter gsagt, er soll halt nachschaun, ob der Bursch nicht am End schon an Weisheitszahn hat. No sagt der Dokter, ja. No hat er hineingschrieben 20 – ham s'n halt aufghängt. Also er hat sich noch die Mühe gnommen mitn Nachschaun-lassen. Das war der Fehler – so is 's herauskommen. No und nacher, weil er dafür vom AOK eine Rüge bekommen hat, is halt der ganze Tratsch entstanden. No, das AOK hat früher bei solche Fälle, wo es sich um verdiente Offiziere handelt, mit die Rügen nicht so geuraßt – unter uns! Sonst setzt ma's Alter einfach hinauf, sagt ka Mensch was.

Der Major: Is mir auch ein Schleier. Bei unserer Truppendivision – Herrgott waren das Zeiten – wie noch der Peter Ferdinand mehr freie Hand ghabt hat – da hams einmal gewettet, weißt die kaiserliche Hoheit und der Parma, der Generalstabschef – also ob bei der Hinrichtung von Vierzehnjährigen eine Dingsda stattfinden werde – wie hat er's nur gheißen, der Dokter – so a gspaßigs Wort –

Ein Regimentsarzt: Aha, eine ejaculatio seminis!

(Gelächter.)

Der Major: Ja richtig, natürlich! Oh das war intressant. No überhaupt – damals!

Der Oberintendant: Vierzehnjährige hinrichten – derfen s' denn das?

(Gelächter.)

Der Major: Ja mein lieber Oberintendant, wir ham ja schließlich Krieg, verstandewu? Da wird man schon keine Spomponadeln machen! Was? Bei die 92er hams Kerln, weils eine Konserven 'gessen hab'n vom eisernen Vorrat, draußen vorm Drahtverhau anbinden lassen, damit s' von die Russen abgschossen wern –

Der Oberintendant: Noja, wann s' vom eisernen Vurrat –

Der Major: Meine Devise: Krieg – das is nicht nur gegen den Feind, da müssen die Eigenen schon auch was gspürn! Ujeh! Damals ham sie s' bei uns zum Hinrichten anstell'n lassen! No und a Butterweib was die Buttern für'n Stab bracht hat, wie s' hat warten müssen – no hams ihr halt gsagt, sie soll sich dazu stell'n – no und da hat mas halt auch aufghängt! –

(Schallende Heiterkeit)

Der Major: Aber – bitte – da gibts nix zu lachen – irren is menschlich – so was kann ja vorkommen – bei unter-geordnete Organe! Sie is halt auf die Maschikseiten zu stehn kommen. Noja. Aber schöne Zeiten waren 's doch! Wie der Weiskirchner zu uns bei die Edelknaben auf Besuch kommen is, also da hams ihm zu Ehren lebhafteren Kanonendonner anbefohlen – ja! Und mit dem 30,5 Mörser hams nach pflügenden Bauern schießen lassen ja! Und –

Der Oberintendant: Ja warumperl denn –?

Der Major: No – ein Erzherzog war zu Besuch! – also du Oberauditor, wannst mich derschlagst, weiß ich nicht mehr, welcher – also damit er sich halt von der Treffsicherheit der Geschosse überzeugen tut. No er hat aber auch seine Bewunderung ausgesprochen! Also in der leutseligsten Weise – richtig, der Josef Ferdinand wars! – Aber du – weißt, ich hab dich immer fragen woll'n – du hast doch den Fall in Kragujevac ghabt mit die vierund-vierzig. Hast da keine Unannehmlichkeiten –

(Die Musik spielt »Jetzt trink mr noch a Flascherl Wein, hollodriohl«)

Die Offiziere (singen): »Es muß ja nicht das letzte sein, hollodrioh!«

Jetzt trink mr´ noch a Flascherl Wein - holladriooooh!!!

es muss ja nicht die letzte sein, holderia ho,
und ist er gar, gibt's kein genieren, holderia ho,
so den mr nochmals repetieren, holderia ho.

Es wird nicht s´letschte Kopfweh sein - holladriooooh!!!

Die Leber wird sich doppelt freun´- holladriooooh!!!

Im Südtirol gehn´ nicht nur die Bienen ein -  holladrioooohhh!!!

 (Der Husarenoberleutnant Lakkati wirft ein Sektglas an die Wand)

Der Oberauditor: Aber! Das war a Sauferei. Es is wirklich unglaublich, wie die Leut saufen. Weißt, ich hätt auch dreihundert hinrichten lassen! Trunkenheitsexzesse können nicht geduldet werden! Ich habe den Leuten den ehrenvollen Tod durch Erschießen ausnahmsweise bewilligt!

Ein K-Offizier (mischt sich in die Konversation): Die Bagasch is ja immer besoffen. Aber da verraten s' einem wenigstens die Gesinnung. Na so viel wie im vierzehner Jahr is nicht mehr zu tun. Also du, Herr Oberauditor, da hab ich dir einmal einen Transport von die Achtundzwanziger aus Prag, ehschowissen, nach Serbien begleitet. Ich hab gleich einen Schpurius ghabt! No – hinter Marchegg gehts los. Die Leut sind renident und fangen an mit die Unteroffizier zu schimpfen, weil s' gegen die Serben gehn solln – diese Horde! Die sind aber auf die Maschikseiten zu liegen kommen! Pomali – da ham wir s' schön auswaggoniert, 25 packt und in einen bsondern Waggon einigschupft. Da is für 40 Platz – ham s' es eh noch kommod ghabt. Dann – so alle Stund ham mr dann auf offener Strecken schön ghalten. Nacher – also eine Unteroffizierspatrouille hat nacher jedesmal drei Mann schön außagholt und in den letzten Wagen einigschupft. Also – fahr' mr! Nach zwei Minuten – rrtsch obidraht! Hättst die Gsichter sehn solln von die nächsten drei – wann alstern wieder drei neuche einikommen sind. Immer drei – nachanand. Der letzte seprat. Die Beschtie! No bis am Westbahnhof in Budapest waren alle fünfundzwanzig schön erledigt. Der Waggon, wie s' ihn abkoppeln – der hat ausgschaut! Meine Herrn! Ein Ramatama! Förmlich durchgsiebt – also taarlos! – und 's Blut is nur so –

Der Oberauditor: Hätt ma photographiern solln. Da hast dich verdient gemacht!

Der K-Offizier: Ich habe nur meine Pflicht erfüllt. Der Oberst hat gsagt, schtatuirn mr ein Exempel. Das is nix gegen den Wild.

Der Major: Ja der Wild!

Der K-Offizier: Er geht halt am liebsten auf Ruthener. Gestern hat er mir seine Ansichtskarten gschickt – er zwischen vier Ghängte. Feschak das!

Der Oberauditor: Ja der Wild!

Der K-Offizier: No und der Wild is wieder nix gegen den Prasch! Das is einmal ein Frontoffizier, wie er sein soll. Was der schon eigenhändig –

Der preußische Oberst: – Wie hieß doch das Gericht? Sautanz? Köstliches Wort! Ich könnte mich halbdot lachen über eure ulkjen Bezeichnungen. Ach – ihr Östreicher – ! Aber leider muß man auch sagen, es fehlt euch doch an der nötjen ernsten Lebensauffassung. Krieg is 'n Stahlbatt! Seit euer alter ritterlicher Kaiser dot ist, jeht die Sache man bisken etepetete. Nich mehr so stramm, nich mehr so stramm, Gott seis jeklagt. Na was schwatzt denn der rote Teufel dort?

Geza von Lakkati de Nemesfalva et Kutjafelegfaluszeg (zu einer Gruppe): – Tescheek – hob ich gleich bemerkt, wor Dreck am Huf. Sogt der Kerl, Huf wor rein, muß am Weg von Stall passiert sein! Nohät, nehm ich Säbel, – nehm ich Dreck von Huf – schmier ich Schwain in Maul.

(Heiterkeit. Bravo-Rufe.)

Geza von Lakkati de Nemesfalva et Kutjafelegfaluszeg: Igen, ise so ein ise – so ein Reservepintsch dobeigestonden – hot sich eingemischt – hob ich verflixtem Hund gesogt, kommt vor Kriegsgericht! Na ssärwus, konn sich frain!

(Bravo-Rufe.)

Der Rittmeister: No und der Kerl, der Bursch? Hat der was gsagt?

Geza von Lakkati de Nemesfalva et Kutjafelegfaluszeg: Obbär – hot nicht können – hot Dreck im Maul gehobt, bittä – !

(Schallende Heiterkeit.)

(Starke Detonation.)

Der Artilleriereferent: No no! A wengerl pomali – die beledern uns am End a no!

Der preußische Oberst: – Nee, da könn' Se nischt dawider sagen – euer galizischer Rückzuch war nich berühmt. Euer Erzherzog –

Der General: Tschuldigen – man hat nix machen können. Seine kaiserliche Hoheit hat das Menschenmöglichste getan – aber der geringe Kampfwert der Truppe – und dann – also das is mir zufällig bekannt – Exlenz Borewitsch hat das ausdrücklich anerkannt – also daß es Seiner kaiserlichen Hoheit durchaus nicht an Energie gemangelt hat – bitte, die Leut ham Selbstmord begangen! Kann man halt nix machen. Mit'n Maschingwehr allein oder Dezimiern also naturgemäß – wissen S', es war halt gar so ein schwächliches Korps. Manchmal is scho so mit die Eigenen. Die Leut warn nicht ausgschlafen und so.

Der preußische Oberst: Nanu?

Der General: Ja – bitte – Exlenz Borewitsch hat selber zugeben müssen, die vorgekommenen Erfrierungen Schlafender, hat er hinaufgschrieben, erzeugen Furcht vor dem Einschlafen.

Der preußische Oberst: Ach so. Na denn freilich trifft euern Erzherzog Josef keine Schuld. Na ejal. Seht mal nur jetzt zum Rechten. Ihr habt gut getan, die diesmalige Offensive der Jahreszeit anzupassen. Die Jahreszeit is nich ungünstich. Die Schlappe in Ihrem Frontabschnitt –

Der General: Na bei die andern wirds a net vül besser –

Der preußische Oberst: Wir wollen das beste hoffen. Es ist freilich fatal, daß der Feind auf diesem Teil der Front zur Offensive übergegangen zu sein scheint. Aber umso mehr Aussicht besteht, ihn zu umzingeln. Das haben wir im Westen schon an die dutzend Mal erprobt. Ich bin in diesem Punkte guter Dinge. Wir Deutsche konzentrieren alle unsre Gedanken auf den schließlichen Endsiech – und da kann ich nur sagen: Machen wir.

Der General: Aber ja, wer' mr scho machen.

(Lakkati wirft ein Sektglas an die Wand.)

Ein Oberleutnant: – Hörts – heut hab ich Schluß gmacht mit der Schreibmaschinflitschen – frech war's – na, der hab i's eingfadelt!

Ein Leutnant: No was hast gmacht mit ihr?

Der Oberleutnant: Petschiert! Fertig! –

(Gelächter)

Der Oberleutnant: Na – bled seids –! Gehts ins Lausoleum!

Der Rittmeister: – Mei Lieber, da kannst sagen, was d'willst – die Ungarn stellen ihren Mann!

Ein deutscher Hauptmann: Ja, aber die Bayern beißen die Gurgel entzwei! Also das möcht ich dir wünschen, so einem –!

Der Rittmeister: Erlaub du mir –!

(Heiterkeit)

(Der Geschützlärm nimmt ab.)

Der Artilleriereferent: – Hörts mr auf – da hab ich schon ganz andere Mullatschaks mitgemacht, mei Lieber – in der siebenten und achten Isonzoschlacht!

Der Rittmeister: No was is das für a Mullatschak, wo die Madeln fad sein! (Ruft) Kapelle!

Ein Oberleutnant: In Rußland hab ich euch mullattiert –!

Ein Zweiter: Weißt, bei Rawaruska – wie noch der Fallota –

Ein preußischer Leutnant: Nanu – der Musikfritze schläft ja!

Ein preußischer Hauptmann: Spielt mal »Auf dem Friedhof La Bassée«!

Der Major: Nein – herstellt – spielts »Mizzerl, Mizzerl, sei doch netter«!

Der preußische Hauptmann: Also – Mizzal! Ach, 's ist ja doll!

Der diensthabende Generalstabsoffizier: Das hams immer in der Gartenbau – der (Emil) Varady und die (Fritzi) Rollé –

Der Oberintendant: Ja die Gartenbau! Wie noch der (Martin) Schenk (als Regisseur) war –! (singt) Wir brauchen – keine – Schwiegermamama – Schwiegermamama – Spülts »Ein Tampus vom Schampus«!

(Rufe: Ein Tampus vom Schampus! Bravo! )

Der Rittmeister: Spielts »Nobel geht die Welt zugrund«!

Der Oberauditor: Spielts »Schön war der Tanz, aber spieln tan s' 'n net«!

(Rufe: Bravo! Die Musik spielt. Die Offiziere singen mit.)

Offiziere (singen:)                 »Schön war der Tanz,

aber spieln tan s' 'n net,

aber spieln tan s' 'n net,

aber spieln tan s' 'n net!«

Der Oberintendant (wiederholend): – aber spüln tan s' 'n net!

(Der Telephonoffizier stürzt kreidebleich herein und direkt auf den General los, sagt ihm etwas ins Ohr.)

Der General: Was –?! Meutern tan s'?! Dezimiern die Bagasch überanand!! Solln s' a paar frische Regimenter einsetzen!! Antreiben, antreiben!! Geschwind!

Der preußische Oberst: Was is 'n los?

(Der Telephonoffizier flüstert dem General abermals etwas zu.)

Der General: Was?! Die Gasgranaten gehn auch nicht?! Sauwirtschaft überanand!!

Der preußische Oberst: Na hört mal, das sollte denn doch nich – ! Das könnte bei uns denn doch –!

Der General: So ein – Pallawatsch! – So ein Pech! – Kann man halt nix machen –

Der preußische Oberst: Na vorbeijelungen! Bißk'n schlapp, die lieben Östreicher, bißk'n schlapp!

Der erste Kriegsberichterstatter: Sehn Sie sich den General an, also was hab ich gesagt – ! ?

Der zweite Kriegsberichterstatter: Herr Major, können Sie mir vielleicht sagen, wie die Schlacht steht –?

Der Major: Es hat eine feindliche Offensive eingesetzt.

Der erste Kriegsberichterstatter: Ojwe.

Der Major: Der Feind hat die eigenen Stellungen der ersten Linie etwas eingedrückt –

Der zweite Kriegsberichterstatter: Die eigenen? Wozu –?

Der Major: Wir hoffen, daß es uns gelingen wird, diesen tückischen Plan zuschanden zu machen. Bitte aber meinen Namen nicht zu nennen.

Der Erste: Unsere artilleristische Überlegenheit –

Der Zweite: Alles, nur keinen Flankenangriff!

Schwester Paula: – Au! – Frecher Mensch!

Der Rittmeister: No no – man wird doch noch angreifen dürfen oder nicht?

Schwester Ludmilla: Aufhörn! Immer der mit seine –

Ein Hauptmann: Schakerl, trau di net!

Der preußische Hauptmann: Ach ja, Schakal, Schakal trau dich nich!

Ein Oberleutnant: – Meinst 'n Madler oder 'n Madlé, der was in Schabatz beim Hausenblas war? Der Madler sag ich dir, is der größte Tachinierer in der ganzen Armee. Der Pimpf is wütend, weil ich eingegeben bin.

Ein Anderer: Wo is er jetzt?

Der Oberleutnant: No wo wird er sei, beim Kader! Wir plagen uns hier – Du, was macht dein Pupperl?

(Die Musik spielt einen Csardas. Lakkati und eine weibliche Hilfskraft tanzen. Lebhafte Bravo-Rufe.)

Der preußische Oberst: Ach einzich! Famos! 'n richtichgehender roter Teufel!

Der deutsche Generalstabsoffizier: – Ach laßt mich man bloß mit euerm Gas zufrieden! Unser Gelbkreuz, unser Grünkreuz, unser Blaukreuz – wenn wir in Frankreich Bunte Woche (Giftgasangriff) hatten!

Der diensthabende Generalstabsoffizier: Bitte wir haben bei Tolmein am Isonzo a ganz a scheene Wirkung erzielt. Die sind nur so umgfalln, bitte –

Der Oberintendant: Spülts »Braunes Isonzomädel!«

(Rufe: Braunes Isonzomädel! Bravo! Die Musik spielt.)

Die Offiziere (singen mit):

Brau-nes Isonzomädel –

Heiß glüht – dein Auge – mir zu,

Brau-nes Isonzomädel –

Die Schönste – von allen – bist du.

Laß mich – noch einmal – dich küsseen,

Schling dei-ne Arme – um mich,

Süßestes braunes Isonzomädel,

Ich lieb ja – alleine – nur dich.

Ich lieb ja – alleine – nur dich.

Der preußische Oberst (summend und nickend) : Ich lieb ja – alleine – nur dich. Einfach süß!

Der Oberintendant (singend):

Doch auch sie – scheute nicht das Kriegsgebraus –

Aber das is noch gar nix gegen die dritte Strophen, wie dann aufs Jahr der Pamperletsch kommt mit die Guckerln so schwarz wie Mama und mit ein' Lockenschäderl genau so wie einstens Papa. So a ganz a glanwunzigs Wuzerl.

Der preußische Oberst: Wuzal? Köstlich! Na wer war denn der Vater?

Der Oberintendant: Ein gar ein schmucker Kaiserjägerleutenant! Ein Feschak! Auf die Art wie der Wowes. Der Wowes solls singen!

Der preußische Oberst: Na sagt mal – von wem ist doch dies wundervolle Lied?

Der Oberintendant: Das is von Egon Schubert!

Der preußische Oberst: Ach natürlich – na das sollte man eigentlich wissen. Ja, euer Schubert! Ja, den habt ihr Wiener doch vor uns voraus, da is nischt zu wollen. Ach überhaupt euer herrliches Wien! Ja ja! So 'n richtjer Wiener Fiagaa mit seiner Jummidroschke und mit seinem Heurigen im Prater – nee, da is nich dran zu tippen. Und die Wéana Waschermadal – Ja – kennimus! Auch mal dajewesen. Da sangen se immerzu – (er singt und pascht) Weil ich'n oller Dreher bin – oder so ähnlich. Da war noch Vater Strauß in Blüte mit seinen Schwammal – nee, wie hieß doch gleich das Ding – Schrammal! Der gute Johánn. Na da mag sich auch manches verändert haben.

(Der Geschützlärm immer schwächer.)

Der diensthabende Generalstabsoffizier: – Bitte bei Tolmein –

Der deutsche Generalstabsoffizier: Ach, das war einmal. Da haben wir doch an einem Tach weit mehr vergast als ihr in 'nem ganzen Jahr! Bei Ausräuchern von letzten Franzosennestern, weißen und farbigen Engländern und so. Jawoll – unsre deutsche Handgasbombe B! Da verspritzt sich die Giftmasse und erzeugt eiternde Wunden, mit 'ner Absonderung wie 'n richtichgehender Tripper.

(Heiterkeit.)

Nanu? Das ist wissenschaftlich einwandfrei festjestellt! Der Mann ist erst am andern Tach kaputt.

Die Kapelle (spielt und singt zugleich):

Jessas na –

Uns gehts guat –

Ja, das liegt schon

So im Bluat!

(Die Offiziere repetieren.)

Der General (lallend): Ja – das liegt schon –

(Der Geschützlärm ist verstummt.)

Verschiedene Stimmen. Oha! Was is denn? Was is denn?

Die Kriegsberichterstatter: Was heißt das –?

Der General (mit brandrotem Kopf, springt auf, schlägt auf den Tisch): Kruzi!! Ich habe doch ausdrücklich –!! Das is wirklich nur bei uns möglich – Was – hab ich derer Bagasch eingeschärft? ! (brüllend) Wenn eine Patrone fehlt, kannibalisch strafen! – Mit kräftigem Hurra ungestüm auf Gegner stürzen! – Ihm noch auf kurze Distanz eins unter die Nasen brennen, dann sofort mit dem Bajonett in die Rippen! – Ungetreue rücksichtslos nieder-machen! – Gewehr bleibt trotz Handgranate und MG stets bester Freund der Infanterie! – Offiziere müssen da hart sein und beste Kräfte herausfordern! – Und was haben s' gmacht – diese Frontschweine, diese Fronthunde, diese – diese – (jammernd) verderben einem alles – der Wottawa! – Diese Schkribler! – Nicht durch den Feind, durch Hunger! – Der Hunger – und da hams angsetzt – (die Fäuste ballend) da hams zersetzend – aufhängen! – Ich – war derjenige – ich habs immer vorausgesagt, das Unglück unserer Armee wird – selbst mein Korps mitreißen! – Dieser bodenlose Leichtsinn – unausrottbar – nix als fressen und Menscher – demora – (er bricht zusammen.)

Der diensthabende Generalstabsoffizier (springt auf): Dadran sind diese Tachinierer schuld – vorne – diese Front-schweine – diese –

Der österreichische Oberst (erwachend): Was is denn gschehn?

Der Oberstleutnant: Aber nix! Gar nicht der Rede wert.

Der General: Wo – waren die Maschingwehr zum Antreiben? ! – Wo bleibt unsere artilleristische Überlegenheit?! – Schufte das!! – Nach einem vierjährigen beispiellosen Ringen – gegen eine – vorbildliche – Übermacht – beispielgebend – unsere glor – (er fällt auf den Stuhl, wimmernd) – also – da – kommen s'noch – am End – da – herein –

Der preußische Oberst: Nich doch, Exzellenz, Kopf hoch! Meine Herrn – wir dürfen und können den Mut nicht sinken lassen – jetzt vor dem Endsieg – können und dürfen wir erhobenen Hauptes – Seien Sie überzeugt, meine Herrn, daß es sich nur um den typischen Anfangsgewinn einer jeden feindlichen Offensive handelt – um Bluff und weiter nichts! Bange machen gilt nicht. Was uns noch immer bleibt, ist ein strategischer Rückzug – und ein strategischer Rückzug ist immer 'n Erfolg!

(Vereinzelte Hurra- und Hoch-Rufe.)

Und davon, daß der Feind unsre seit Jahren ins Auge gefaßten und seit Tagen eingeleiteten Bewegungen nicht hindern werde, bin ich vorwech überzeugt. Unsre Operationen nehmen einen planmäßigen Verlauf. Wir haben uns einfach vom Feinde losjelöst und denn ziehen wir ihn glatt hinter uns her! Immer feste druff! Die Stimmung der Truppen ist eine nicht zu überbietende. Meine Herrn, wir wanken nicht und wir weichen nicht! Je öfter wir dem Feind Gelegenheit zu Vorstößen geben, umso mehr Aussicht haben wir, ihn zu zermürben! Das ist die Taktik, die wir an der Somme erprobt haben. Das ist die Taktik, die uns auch am Piave gelingen wird. Nur jetzt nicht miesmachen! Gott ist mit uns! Wir schaffen es und wenn die Welt voll Teufel wär! Der Feind wird – seien Sie des überzeugt, meine Herrn – der Feind wird an uns wie an einer ehernen Feuermauer –

(Der Horizont ist eine Flammenwand. Panikartiger Lärm. Viele der Anwesenden liegen unter der Tafel. Viele eilen oder wanken dem Ausgang zu, etliche kehren mit entsetzten und verzerrten Gesichtern zurück.)

Rufe: Was is denn gschehn? Was – is –

Der General (lallend): Durch – san s' – ! Spielts – weiter –

Alle Lichter sind erloschen. Draußen Tumult. Man hört das Platzen von Fliegerbomben. Dann tritt Stille ein.

Die Anwesenden schlafen, liegen in Somnolenz oder starren völlig entgeistert auf die Wand, an der das Tableau
»Die große Zeit« hängt und nun der Reihe nach die folgenden Erscheinungen aufsteigen.